Rekord bei der Anerkennung ausländischer Pflegekräfte – Chance oder bürokratische Hürde?
- Isabelle Manoli

- vor 6 Tagen
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Die Pflegebranche in Deutschland steht weiterhin unter enormem Druck. Der Fachkräftemangel ist spürbar, insbesondere in Krankenhäusern, Pflegeheimen und in der ambulanten Versorgung. Umso bedeutender ist die aktuelle Entwicklung: Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 32.500 ausländische Pflegefachkräfte anerkannt – ein neuer Rekord und 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast die Hälfte aller Anerkennungen ausländischer Berufsabschlüsse entfiel auf die Pflege. Das zeigt deutlich, wie attraktiv Deutschland für Pflegekräfte aus dem Ausland ist. Doch trotz dieser positiven Zahlen bleiben die Hürden auf dem Weg in den Beruf hoch, und genau hier liegt die Herausforderung für Bewerberinnen und Bewerber.
Lange Verfahren als Stolperstein für internationale Pflegekräfte
Viele ausländische Fachkräfte erleben, dass Anerkennungsverfahren und Visaprozesse in Deutschland sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Nicht selten dauert es Monate oder sogar Jahre, bis ein Antrag vollständig geprüft und entschieden ist. Während in anderen Ländern die Integration von Pflegekräften innerhalb weniger Monate gelingt, müssen Bewerberinnen und Bewerber in Deutschland häufig lange Wartezeiten ertragen. Diese Verzögerungen bedeuten nicht nur Unsicherheit für die Fachkräfte selbst, sondern auch für ihre zukünftigen Arbeitgeber. Pflegeeinrichtungen, die dringend Personal benötigen, stehen vor der schwierigen Aufgabe, über Monate hinweg Stellen unbesetzt zu lassen. Für internationale Pflegekräfte entsteht zudem die Gefahr, dass sie ihre beruflichen Pläne aufgeben oder in andere Länder mit schnelleren Verfahren ausweichen.
Forderungen nach Reformen und Chancen für Bewerber
Der Arbeitgeberverband Pflege e.V. fordert deshalb tiefgreifende Veränderungen, die auch für ausländische Pflegekräfte von großer Bedeutung sind. Dazu gehören digitale und verbindliche Anerkennungsverfahren, die maximal acht Wochen dauern sollen. Außerdem wird verlangt, Arbeitsverbote für Schutzberechtigte abzuschaffen und erfolgreiche Modelle wie die „Bayerische Fast Lane“ bundesweit einzuführen. Für Bewerberinnen und Bewerber aus dem Ausland könnten solche Maßnahmen enorme Vorteile bringen: weniger Bürokratie, schnellere Entscheidungen und eine frühere Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. Auch die Stärkung des Vertrauens in seriöse Vermittler und Unternehmen spielt eine große Rolle, um Bewerbern mehr Sicherheit zu geben.
Fazit: Große Nachfrage, aber Geduld gefragt
Deutschland braucht dringend internationale Pflegekräfte – und viele Fachkräfte möchten nach Deutschland kommen. Doch wer diesen Weg gehen möchte, sollte sich auf Geduld einstellen und rechtzeitig mit dem Anerkennungs- und Visaverfahren beginnen. Gleichzeitig lohnt es sich, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um typische Fallstricke zu vermeiden und Verfahren zu beschleunigen. Trotz aller Hürden bleibt der deutsche Pflegesektor ein attraktiver Arbeitsmarkt mit langfristigen Perspektiven. Für ausländische Pflegekräfte ist das eine Chance – und für Deutschland eine notwendige Investition in die Zukunft der Versorgung.



