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Erneut Verdacht auf Menschenhandel in der Ausbildung – Vietnamesische Azubis in Berlin verschwinden spurlos

  • Autorenbild: VISAGUARD Sekretariat
    VISAGUARD Sekretariat
  • 31. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit
Deutsches Polizeiauto

Immer mehr junge Menschen aus Vietnam kommen nach Deutschland, um hier eine Ausbildung zu beginnen – insbesondere in der Gastronomie und Hotellerie. Doch in Berlin häufen sich derzeit beunruhigende Fälle: Vietnamesische Auszubildende mit vermeintlich gültigen Sprachzertifikaten verschwinden plötzlich aus Berufsschulen, viele ohne jede Spur. Hinter diesen Fällen steckt offenbar ein undurchsichtiger Markt privater Vermittlungsagenturen, der Fachkräfteanwerbung mit massiver Ausbeutung vermischt


Gefälschte Sprachzertifikate und überforderte Berufsschulen

Die Brillat-Savarin-Schule in Berlin-Weißensee, eine der größten Berufsschulen für das Gastgewerbe in Deutschland, verzeichnet derzeit rund 700 vietnamesische Auszubildende. Doch laut Schulleitung und Gewerkschaften hat ein großer Teil dieser Jugendlichen erhebliche Sprachprobleme – trotz eines offiziell nachgewiesenen B1-Sprachniveaus, das Voraussetzung für das Ausbildungsvisum ist. Viele Lehrkräfte berichten, dass Unterricht kaum möglich sei und ganze Klassen teilweise ausfallen. Besonders alarmierend ist, dass ein Drittel der vietnamesischen Azubis plötzlich nicht mehr zum Unterricht erscheint. Niemand weiß, wo sie geblieben sind. Gewerkschafter Sebastian Riesner von der NGG spricht offen von Fällen, in denen Betroffene in Nagelstudios oder gar in der Prostitution landen, um ihre Schulden zu begleichen.Hintergrund sind offenbar gefälschte Sprachzertifikate, die im Internet zum Kauf angeboten werden. Sowohl das Goethe-Institut als auch vietnamesische Behörden warnen seit Langem vor Betrugsnetzwerken, die gefälschte Nachweise verkaufen, um jungen Menschen den Weg nach Deutschland zu ebnen. Diese kommen dann mit unzureichenden Sprachkenntnissen und hohen Schulden ins Land – eine fatale Kombination, die sie leicht in Abhängigkeit und Ausbeutung treibt.


Ein Markt der Ausbeutung – Private Vermittlungsagenturen unter Verdacht

Die meisten der vietnamesischen Auszubildenden werden über private Vermittlungsagenturen nach Deutschland gebracht. Diese werben in Vietnam oft über soziale Medien, versprechen „schnelle Vermittlung“, organisieren Verträge, Sprachprüfungen und Visa – und verlangen dafür Summen von bis zu 20.000 Euro. Für viele Familien ist das eine existenzielle Investition, die sie nur über Schulden finanzieren können. Laut dem Berliner Dehoga-Chef Gerrit Buchhorn herrscht ein ganzer „Markt der Vermittlung“, der von deutschen Betrieben kaum überprüfbar ist. Vermittlungsangebote treffen wöchentlich bei Arbeitgebern ein – oft ohne klare Herkunft oder nachvollziehbare Seriosität.


Migrationsexpertin Mimi Vu, die seit Jahren zu Menschenhandel in Vietnam forscht, spricht von einem „international organisierten Netzwerk“, das junge Menschen unter dem Deckmantel der Ausbildung nach Deutschland bringt. Die Kombination aus gefälschten Zertifikaten, Schulden und fehlender staatlicher Kontrolle begünstigt laut Vu ein System, das „mehr mit moderner Sklaverei als mit Fachkräftegewinnung zu tun hat“.Rechtliche Grauzonen und Handlungsbedarf für Politik und Betriebe


Offiziell sollen laut Bundesagentur für Arbeit derzeit rund 16.000 Vietnamesinnen und Vietnamesen eine Ausbildung in Deutschland absolvieren, davon fast 2.000 in Berlin. Doch die Dunkelziffer derjenigen, die ihre Ausbildung abbrechen oder verschwinden, ist unbekannt. Das Bundeskriminalamt bestätigt bereits vereinzelte Hinweise auf Arbeitsausbeutung vietnamesischer Auszubildender. Gewerkschaften und Arbeitgeber fordern daher dringend eine Regulierung der Vermittlungsprozesse. Der Berliner Dehoga-Verband verlangt ein zentrales Kontrollsystem, das seriöse Agenturen von unseriösen trennt. Auch die NGG fordert, dass die Vermittlung ausländischer Auszubildender ausschließlich über staatlich autorisierte Stellen – insbesondere die Bundesagentur für Arbeit – erfolgen sollte. Nur so könne sichergestellt werden, dass junge Menschen nicht in prekären oder gar kriminellen Strukturen landen.


Fazit: Fachkräftegewinnung braucht Schutzmechanismen

Für die Fachkräfteeinwanderung in Deutschland ist dieser Fall ein Warnsignal. Wer qualifizierte Auszubildende gewinnen will, muss auf transparente, rechtskonforme und überprüfbare Verfahren setzen. Private Vermittler ohne Kontrolle öffnen dem Menschenhandel Tür und Tor – mit gravierenden Folgen für die Betroffenen, die Betriebe und das Vertrauen in das Einwanderungssystem insgesamt.

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