Strengere Praxis der deutschen Botschaft in Russland: Visavergabe an Russen wird schwerer
- Mirko Vorreuter, LL.B.
- vor 2 Tagen
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Die Einreise und Arbeitsmigration nach Deutschland ist für russische Staatsangehörige in den letzten Monaten deutlich schwieriger geworden. Immer mehr Hinweise deuten darauf hin, dass Deutschland und auch andere europäische Staaten ihre Vergabepraxis von Visa spürbar verschärfen. Für viele Fachkräfte, Managerinnen und Manager sowie Unternehmen bedeutet das eine erhebliche Verunsicherung. Besonders betroffen sind diejenigen, die bisher auf eine flexible Mobilität zwischen Russland, Drittstaaten und Deutschland angewiesen waren.
Ein konkretes Beispiel: Selbst leitende Angestellte deutscher Unternehmen mit russischem Pass, die in Drittstaaten leben und arbeiten, erhalten inzwischen häufig nur noch Visa für die exakten Reisedaten. Mehrfacheinreisen (Multi Entry Visa), die früher selbstverständlich waren, werden kaum noch erteilt. Das erschwert Geschäftsreisen massiv, gerade wenn diese mehrmals im Monat notwendig sind. Für Unternehmen, die auf internationale Fachkräfte angewiesen sind, ist das eine spürbare Belastung.
Lange Wartezeiten und technische Hürden
Auch bei der Chancenkarte, die eigentlich den erleichterten Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt ermöglichen soll, zeigt sich die Problematik für russische Staatsangehörige. Die Anmeldungen in Moskau sind seit September 2024 praktisch eingefroren, und die Wartezeiten liegen mittlerweile bei fast einem Jahr. Wer in Russland lebt und auf die Chancenkarte setzt, muss daher mit extremen Verzögerungen rechnen. Hinzu kommt, dass das digitale Portal der deutschen Auslandsvertretungen (digital.diplo.de) in Russland nach wie vor nicht zuverlässig funktioniert. Für Antragsteller bedeutet das: Verfahren sind nicht nur langwierig, sondern in vielen Fällen schlicht blockiert. In diesen Fällen hilft es nur noch, einen Fachanwalt für Migrationsrecht zu beauftragen.
Noch komplizierter wird es dadurch, dass die Möglichkeit, deutsche nationale Visa in Drittstaaten zu beantragen (z.B. für Russen in Belarus), inzwischen fast vollständig abgeschafft wurde. Früher war es eine gängige Strategie, auf Konsulate in Nachbarländern auszuweichen, um lange Wartezeiten zu umgehen. Diese Option existiert nun praktisch nicht mehr. Für viele Betroffene bleibt nur der Weg über Russland – und dieser ist zurzeit faktisch blockiert.
Was bedeutet das für Fachkräfte und Arbeitgeber?
Die aktuellen Entwicklungen deuten auf eine zunehmende Entkopplung hin – nicht nur in Politik und Wirtschaft, sondern auch im Bereich der Arbeitsmigration. Für russische Staatsangehörige bedeutet das: Wer langfristig in Deutschland arbeiten oder eine berufliche Perspektive aufbauen möchte, sollte alternative Strategien prüfen. Ein häufiger Rat von Expertinnen und Experten lautet, zunächst eine Aufenthaltserlaubnis in einem Drittstaat zu sichern. Von dort aus ist es perspektivisch leichter, den Zugang zu deutschen Visa oder Aufenthaltstiteln offen zu halten.
Für Arbeitgeber in Deutschland ist diese Situation ebenfalls eine Herausforderung. Der Bedarf an internationalen Fachkräften bleibt hoch, gleichzeitig erschweren politische Entscheidungen die Rekrutierung bestimmter Zielgruppen erheblich. Unternehmen, die auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Russland setzen, sollten frühzeitig rechtliche Beratung einholen und prüfen, welche Alternativen es für die Planung von Projekten und Personal gibt.
Fazit
Die Hürden für russische Fachkräfte und Führungskräfte, nach Deutschland zu kommen oder hier eine Zukunft aufzubauen, sind derzeit so hoch wie lange nicht mehr. Für Betroffene bedeutet das, dass sie vorausschauend planen und flexible Lösungen finden müssen – etwa über Aufenthalte in Drittstaaten oder andere Migrationsstrategien. Für Arbeitgeber ist es umso wichtiger, ihre Personalplanung rechtzeitig abzusichern und professionelle Unterstützung einzubeziehen. Wer wissen möchte, welche Möglichkeiten im individuellen Fall bestehen, sollte sich frühzeitig anwaltlich beraten lassen.