Neue Dokumentenboxen in Berlin: Flexible Dokumentenabholung ohne Termin - Chancen für das Aufenthaltsrecht?
- Mirko Vorreuter, LL.B.

- vor 12 Minuten
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Mit der neuen Dokumentenausgabebox im Bürgeramt Reinickendorf setzt Berlin ein deutliches Zeichen für Verwaltungsmodernisierung. Erstmals können Personalausweise und Reisepässe ohne Termin und unabhängig von Öffnungszeiten abgeholt werden. Damit entsteht ein Angebot, das gerade vor dem Hintergrund der angespannten Situation an den Berliner Ausländerbehörden erhebliche Entlastungspotenziale bietet.
Nutzen der Dokumentenbox für Ausländerbehörden
Gerade im Bereich des Aufenthaltsrechts zeigt sich, wie stark verzögerte Dokumentenausgaben auf die Arbeit der Ausländerbehörden durchschlagen. Wenn Identitätsdokumente fehlen, geraten Verfahren ins Stocken, Fristen können nicht eingehalten werden und sowohl Betroffene als auch Behörden stehen unter zusätzlichem Druck. Die neue Dokumentenausgabebox ist daher mehr als ein technisches Pilotprojekt: Sie ist ein Beispiel für eine Infrastruktur, die auch der Ausländerbehörde dringend helfen könnte.
Im Bürgeramt am Eichborndamm 215 wurde die erste Box am 20. November 2025 in Betrieb genommen. Sie ermöglicht rund um die Uhr die Abholung neu ausgestellter Dokumente und die unkomplizierte Rückgabe alter Ausweise. Ohne Terminzwang und ohne Abhängigkeit von Sprechzeiten entsteht eine echte Entlastung für Bürgerinnen und Bürger, die bisher oft wochenlang auf einen Abholtermin warten mussten.
Dokumentenboxen auch für Ausländerbehörden sinnvoll?
Gerade diese Wirkung zeigt, wie sinnvoll es wäre, ein vergleichbares System direkt bei der Ausländerbehörde bzw. beim Landesamt für Einwanderung (LEA) – zu etablieren. Viele Betroffene warten derzeit monatelang darauf, ihre Aufenthaltstitelkarte (eAT) abholen zu können, obwohl der Titel längst hergestellt wurde. Die Engpässe entstehen nicht selten deshalb, weil Termine zur Abholung nur begrenzt verfügbar sind. Eine Dokumentenausgabebox könnte diese Schwachstelle beheben. Residence Cards könnten flexibel und ohne Termin abgeholt werden, sobald sie im System bereitstehen. Für die Behörde würde dies einen erheblichen organisatorischen Vorteil bedeuten: weniger Publikumsverkehr, weniger Terminverwaltung, mehr Arbeitszeit für inhaltliche Entscheidungen.
Die Berliner Staatssekretärin für Digitalisierung, Martina Klement, betonte bei der Eröffnung in Reinickendorf, dass die Box ein Schritt zu einer modernen Verwaltung sei, die Freiheit, Flexibilität und echte Nutzbarkeit bietet. Genau diese Prinzipien fehlen bislang in vielen Bereichen des Einwanderungsrechts. Eine Ausweitung des Systems auf die Ausländerbehörde könnte deshalb nicht nur ein weiterer Modernisierungsschritt sein, sondern ein struktureller Befreiungsschlag. Wenn Bürgerinnen und Bürger ihre Aufenthaltstitel eigenständig und jederzeit abholen könnten, würden zahlreiche Verzögerungen und Nachfragen entfallen. Auch für Arbeitgeber, die dringend auf Arbeitsaufnahme warten, würde sich die Situation deutlich verbessern. Dies gilt insbesondere bei der von Amts wegen verpflichtenden Ausstellung von Fiktionsbescheinigungen.
Ausweitung der Dokumentenbox auf weitere Behörden
Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner hob zudem hervor, welche technischen und datenschutzrechtlichen Vorarbeiten für den Pilotbetrieb nötig waren. Genau diese Vorarbeiten könnten als Blaupause dienen, um eine sichere, rechtskonforme und dezentrale Dokumentenausgabe auch im Landesamt für Einwanderung zu etablieren. Reinickendorf zeigt damit, dass Digitalisierung in Berlin funktionieren kann, wenn sie konsequent umgesetzt wird. Die erste Dokumentenausgabebox ist deshalb nicht nur ein Fortschritt für das Bürgeramt, sondern ein Impuls für das gesamte Berliner Verwaltungssystem. Die Ausländerbehörde könnte massiv profitieren – organisatorisch, strukturell und im Sinne einer besseren Servicequalität. Wenn Berlin die Chance nutzt und das System auf den Bereich der Aufenthaltstitel überträgt, wäre dies ein echter Modernisierungsschritt, der die Arbeitsbelastung senkt, Verfahren beschleunigt und den Alltag internationaler Fachkräfte spürbar erleichtert.
Fazit Dokumentenbox Ausländerbehörde
Die Einführung der ersten Dokumentenausgabebox in Reinickendorf zeigt, dass moderne und flexible Lösungen im Berliner Verwaltungssystem nicht nur möglich, sondern dringend notwendig sind. Während das Bürgeramt durch die neue Ausgabeform bereits deutlich entlastet wird, liegen die größten Potenziale im Bereich des Aufenthaltsrechts. Gerade die Ausländerbehörde leidet seit Jahren unter strukturellen Engpässen, die häufig dadurch verschärft werden, dass Ausweise, Pässe oder Aufenthaltstitelkarten nicht zeitgerecht ausgegeben werden können. Eine Dokumentenbox, die rund um die Uhr die Abholung von eAT-Karten ermöglicht, würde die Verfahren erheblich beschleunigen, Terminengpässe reduzieren und zugleich den Druck auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mindern. Ganz nebenbei würde eine Dokumentenbox auch endlich das bekannte Problem der fehlenden Fiktionsbescheinigungen lösen.



