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#Ausländerbehördenquartett: Wieviel Wahrheitsgehalt hat das Quartett?

Bild des Ausländerbehördenquartett

Das Ausländerbehörden-Quartett enthält zahlreiche Karten, Kategorien und humorvolle Beschreibungen — doch was davon entspricht tatsächlichen Gegebenheiten in der deutschen Migrationsverwaltung und was ist reine Satire? Dieser Artikel erklärt, welche Elemente auf wahren Beobachtungen beruhen, welche überzeichnet sind und wo persönliche Erfahrungen von Anwält*innen eingeflossen sind.


Allgemeine Bürokratie-Witze: Faxgeräte, Drucker und Amtslogik

Zunächst enthält das Spiel allgemeine Bürokratiewitze, die klassische Klischees deutscher Verwaltung aufgreifen. Dazu gehören Anspielungen auf Faxgeräte, ausgedruckte E-Mails und eine insgesamt analog geprägte Behördenkultur. Diese Witze sind bewusst überzeichnet und dienen vor allem dazu, den vertrauten bürokratischen Alltag humorvoll abzubilden. Gleichwohl sind viele der Bürokratiewitze auch wahr. In vielen Behörden werden E-Mails tatsächlich ausgedruckt, um eine saubere Aktenführung zu gewährleisten und die Auslandsvertretungen sind meistens wirklich über das Fax erreichbar.


Fachliche Witze für Insider

Daneben gibt es fachliche Witze, die sich vor allem für Kenner des Migrationsrechts erschließen. Beispiele sind die Bemerkung, das BMI halte eine Duldung für einen Aufenthaltstitel, oder der Hinweis auf Sondertermine in Vorabzustimmungsfällen. Einige Karten enthalten zudem Insider-Humor, wie etwa die Anspielung auf die nicht öffentlich zugängliche Bibliothek des Bundesverwaltungsgerichts, obwohl sie eine der größten und bedeutendsten verwaltungsrechtlichen Sammlungen in Deutschland beherbergt. Dies darf auch durchaus als Kritik verstanden werden, da es paradox ist, dass ein öffentliches Gericht öffentliche Ressourcen nicht der Öffentlichkeit zugänglich macht.


Echte Fakten über Behörden

Viele Aussagen im Quartett basieren auch tatsächlich auf Fakten. Das Landesamt für Einwanderung ist wirklich die größte Ausländerbehörde Deutschlands, und das Verwaltungsgericht Berlin ist gemäß § 52 Nr. 2 VwGO bundesweit für alle Visumangelegenheiten zuständig. Auch die Anspielung auf die Bevorzugung von Ukrainer*innen durch das Auswärtige Amt gegenüber anderen Geflüchteten (z.B. Syrer*innen, Afghan*innen und Palästinenser*innen) reflektiert eine vielfach beobachtete Tendenz. 


Ebenso entsprechen zahlreiche weitere Karten realen Umständen: Das BAMF zahlte im Jahr 2015 rund 50 Millionen Euro an McKinsey zur IT-Modernisierung, das Generalkonsulat Istanbul verfügt über eine besonders umfangreiche digitale Merkblatt-Sammlung, westliche Auslandsvertretungen wie London, New York und Los Angeles gelten tatsächlich als besonders kompetent und schnell, die Ausländerbehörde Stuttgart hat real 1,6 Google-Sterne und die Ausländerbehörde Frankfurt verzeichnete zeitweise 15.000 bis 20.000 ungelesene E-Mails.


Persönliche Erfahrungen von Anwält*innen

Darüber hinaus fließen in das Quartett viele echte Erfahrungen von Anwält*innen ein. Die Bundespolizeidirektion am Flughafen Frankfurt ist in der Praxis tatsächlich gut erreichbar und kommunikativ. Die Ausländerbehörde Magdeburg akzeptiert nur E-Mail-Anhänge bis maximal 1 MB, was allerdings auch bei anderen Behörden vorkommt. Bei der Botschaft Islamabad sind Wartezeiten von ein bis zwei Jahren im Familiennachzug die Regel, ebenso wie bei der Botschaft Teheran. Die Frontex-Karte verweist auf die umfangreichen Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen durch die europäische Grenzschutzagentur.


Auch die Attributpunkte des Spiels haben einen gewissen Wahrheitsgehalt bzw. Erfahrungsgehalt. Einige Behörden gelten etwa tatsächlich als besonders wohlwollend oder pragmatisch, wie das Landesamt für Einwanderung in Berlin. Zugleich beruhen allerdings viele Punkte auf subjektiven Erfahrungen, die lediglich von 20 bis 30 Anwält*innen zusammengetragen wurden, und sind daher nicht repräsentativ. Teilweise wurden die Werte auch bewusst angepasst, um das Spiel spielerischer und ausgewogener zu gestalten.


Fazit Wahrheitsgehalt und Meinungen Ausländerbehördenquartett

Insgesamt vereint das Ausländerbehörden-Quartett Humor, fachliche Einblicke und tatsächliche Erfahrungswerte aus dem Migrationsrecht. Diese Mischung macht das Spiel nicht nur unterhaltsam, sondern vermittelt gleichzeitig ein überraschend realistisches Bild der deutschen Migrationsverwaltung.


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