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BAMF-Monitoring zur Bildungs- und Erwerbsmigration 2024 veröffentlicht

Deckblatt BAMF Monitoring Bildungs und Erwerbsmigration

Die Zuwanderung von Fach- und Arbeitskräften ist 2024 spürbar eingebrochen. Während 2023 noch über 71.000 Personen erstmals direkt in den deutschen Arbeitsmarkt einwanderten, waren es 2024 nur noch rund 54.500 – ein Rückgang um ganze 23 Prozent. Für einen Arbeitsmarkt, der dringend internationale Fachkräfte braucht, ist das ein deutliches Alarmzeichen. Zwar ist die Gesamtzahl der Aufenthaltstitel zum Zweck der Beschäftigung inklusive Verlängerungen leicht gestiegen, doch dieser Anstieg kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die direkte Rekrutierung neuer Fachkräfte aus Drittstaaten ins Stocken geraten ist.


Fachkräftestrategie der Bundesregierung unzureichend

Deutschland benötigt laut Berechnungen des IAB jährlich rund 400.000 Erwerbsmigrantinnen und -migranten, um das Erwerbspotential zu stabilisieren. Tatsächlich einge­reist sind 2024 jedoch nur etwa 13 Prozent dieses Bedarfs. Wirtschaft und Fachleute kritisieren seit Jahren überlange Verfahren, fehlende Digitalisierung und eine komplexe, teils widersprüchliche Gesetzeslage. In der Folge verschärft sich der Fachkräftemangel weiter – und wird zunehmend als ein Grund für die anhaltende wirtschaftliche Schwäche Deutschlands genannt.


Ein Teil des Rückgangs ist statistisch zu erklären. Seit Mitte 2023 vergeben Auslandsvertretungen Visa zu Erwerbs- und Bildungszwecken häufig mit einer Gültigkeit von bis zu zwölf Monaten. Viele Aufenthaltserlaubnisse werden dadurch erst im Folgejahr erfasst. Manche Visa laufen sogar ab, bevor die Einreise erfolgt, was die Zahlen zusätzlich verzerrt. Dennoch bleibt der strukturelle Trend bestehen: Die Erstzuwanderung in den Arbeitsmarkt geht zurück.


Bildungsmigration erhöht sich

Gleichzeitig wächst die Zahl der Menschen, die über Bildungsaufenthalte nach Deutschland kommen. 2024 wurden knapp 75.000 Aufenthaltserlaubnisse in der Bildungsmigration erstmals erteilt, überwiegend an Studierende. Viele dieser Personen wechseln später in die Erwerbsmigration, was 2024 rund 46.300 Menschen taten. Auch im Bereich der Erwerbsmigration selbst zeigen die Daten ein heterogenes Bild: Besonders stark vertreten bleiben Fachkräfte aus Indien, der Türkei und aus den Staaten des Westbalkans. Insgesamt lebten zum Jahresende 2024 knapp 600.000 Menschen mit einem Aufenthaltstitel zur Erwerbstätigkeit in Deutschland – ein moderater Anstieg zum Vorjahr, der aber den massiven Rückgang neuer Fachkräfte nicht kompensiert.


Auffällig ist zudem, dass viele Drittstaatsangehörige über andere Aufenthaltstitel in Deutschland arbeiten. Im September 2024 waren über 3,1 Millionen von ihnen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, also weit mehr als in der offiziellen Erwerbsmigrationsstatistik auftauchen. Besonders groß ist die Gruppe türkischer Staatsangehöriger; ukrainische Beschäftigte verzeichnen den stärksten Zuwachs zum Vorjahr.


Fazit BAMF-Monitoring zur Bildungs- und Erwerbsmigration 2024

Unterm Strich zeigen die Zahlen: Deutschland hat kein Nachfrageproblem, sondern ein Systemproblem. Der Bedarf an internationalen Fachkräften ist immens, doch die Verfahren sind zu langsam, zu komplex und zu wenig verlässlich. 2024 bestätigt eindrucksvoll, dass Deutschland die Potenziale der globalen Arbeitsmobilität weiterhin nur unzureichend nutzt. Wenn sich das nicht ändert, wird der Fachkräftemangel zu einem dauerhaften Standortnachteil.

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