Spiegel-Artikel zur IU: Darstellung von aufenthaltsrechtlich relevanten Qualitätsmängeln an der IU?
- Mirko Vorreuter, LL.B.

- vor 2 Tagen
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Im IU internationale Hochschule Verfahren berichtet nun auch der Spiegel umfassend über die umstrittenen Fernstudiengänge. Nachdem die TAZ bereits die Schicksale zweier indischer Studierender der IU schilderte und wie sie über teure Vermittlungsagenturen an die private Hochschule kamen, sich hoch verschuldeten und in Deutschland unter prekären Wohn- und Arbeitsbedingungen als Kurierfahrer und in der Gastronomie landeten, veröffentlichte jetzt auch der Spiegel einen themenverwandten Artikel über die IU.
Zentrale Aussagen des Spiegels über die IU
Der SPIEGEL berichtet, dass die IU Internationale Hochschule in den vergangenen Jahren ein ungewöhnlich rapides Wachstum hingelegt hat – begleitet von einer massiven Marketing- und Vertriebsstrategie, die sich eher wie ein Start-up als wie eine Hochschule präsentiere. Laut SPIEGEL führe dieses „Hyperwachstum“ jedoch zu erheblichen Risiken: Studiengänge würden teils überhastet eingeführt, ohne dass notwendige Anerkennungen gesichert seien, wie etwa beim nicht kammerfähigen Architektur-Bachelor oder beim später eingestellten Fernstudiengang zum Physician Assistant. Studierende, so heißt es im Artikel, fühlten sich mitunter eher als Kundschaft denn als Lernende behandelt und starteten häufig mit unrealistischen Erwartungen, die durch intensive Werbemaßnahmen geschürt würden.
Wie der SPIEGEL darstellt, scheint das schnelle Wachstum zudem die internen Strukturen der IU zu überfordern. Studierende berichteten über ausfallende Präsenzveranstaltungen, schlechte Erreichbarkeit von Sekretariaten, verzögerte Prüfungsbewertungen und dauernd wechselnde Ansprechpartner. Obwohl die IU mit „maximaler Flexibilität“ und umfassender Betreuung werbe, seien die tatsächlichen Erfahrungen laut SPIEGEL oft widersprüchlich. Der Artikel zeichnet damit das Bild einer Hochschule, die ihren Expansionskurs über akademische Sorgfalt stellt – mit Konsequenzen, die am Ende vor allem die Studierenden tragen müssten. Der Verfahrensstand in den IU Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Berlin (VG Berlin) bestätigt diese Aussage.
Verteidigung der IU Internationale Universität
Der Spiegel-Artikel wird allerdings in der Fachöffentlichkeit auch kritisch gesehen, da er die einseitige Darstellung des SPIEGEL, der wichtige Kontextfaktoren wie Systemakkreditierung, nachgebesserte Studiengänge und die besondere Rolle der IU für Menschen ohne klassischen Hochschulzugang, ausblende. Die IU habe zwar deutliche Baustellen, erfülle aber gleichzeitig eine zentrale gesellschaftliche Funktion, indem sie flexible Bildungswege für Studierende ermögliche, die im staatlichen System kaum Chancen hätten. Auch in einem LinkedIn-Post von Prof. Dr. Maria Weege wird der aktuelle SPIEGEL-Artikel zur IU kritisch eingeordnet und der Vorwurf, gezielt „schlechte“ Abiturient:innen anzusprechen, ausdrücklich relativiert, indem betont wird, dass Noten wenig über Potenzial und Eignung aussagen. Der Beitrag plädiert für Chancengerechtigkeit, verteidigt die Rolle der IU beim Abbau von Bildungsbarrieren und versteht das zielgruppenorientierte Marketing sogar als legitimen Beitrag zu „Education for everyone“.
Anwaltliche Perspektive auf den Spiegel-Artikel zur IU
Aus anwaltlicher Sicht wirft der SPIEGEL-Artikel zur IU Internationalen Hochschule ein Schlaglicht auf strukturelle Qualitätsmängel, die auch in verwaltungsgerichtlichen Verfahren nicht ohne Bedeutung bleiben werden. Wenn Studierende über ausgefallene Lehrveranstaltungen, fehlende Erreichbarkeit, verzögerte Prüfungsleistungen und unklare Anerkennung von Studiengängen berichten, berührt dies unmittelbar Fragen der ordnungsgemäßen Durchführung des Studiums – ein Aspekt, der im aufenthaltsrechtlichen Kontext, insbesondere in Verfahren vor dem Landesamt für Einwanderung (LEA) und dem Verwaltungsgericht Berlin, regelmäßig eine zentrale Rolle spielt. Solche Berichte können die behördliche und gerichtliche Bewertung von Einzelfällen beeinflussen, etwa wenn es um Zweifel an der Ernsthaftigkeit oder Durchführbarkeit des Studiums geht. Gleichzeitig darf der Einfluss dieser Vorwürfe auf die laufenden und künftigen Verfahren nicht überschätzt werden. Maßgeblich bleibt aus rechtlicher Sicht, dass die IU weiterhin eine staatlich akkreditierte Hochschule ist und ihre Studiengänge grundsätzlich formell anerkannt sind.
Fazit Kritik und öffentliche Meinung IU internationale Hochschule 2025
Der SPIEGEL-Artikel zur IU Internationalen Hochschule verdeutlicht die Spannungen zwischen rasantem Wachstum, marktorientierter Bildungsstrategie und den berechtigten Erwartungen der Studierenden an Qualität, Verlässlichkeit und Betreuung. Die geschilderten Missstände sind ernst zu nehmen und können – insbesondere im migrations- und aufenthaltsrechtlichen Kontext – konkrete rechtliche Relevanz entfalten, wenn Zweifel an der ordnungsgemäßen Durchführung eines Studiums entstehen. Zugleich zeigt die öffentliche Debatte, dass die Bewertung der IU differenziert erfolgen muss: Zwischen berechtigter Kritik und pauschaler Delegitimierung privater Bildungsangebote verläuft eine schmale Linie.
Rechtlich entscheidend bleibt, dass die IU weiterhin staatlich akkreditiert ist und damit formell als Hochschule anerkannt wird. Einzelne strukturelle Defizite oder mediale Kritik ersetzen keine individuelle rechtliche Prüfung des jeweiligen Studienverlaufs. Für Betroffene bedeutet dies: Weder dürfen Studierende die Risiken unterschätzen, die sich aus organisatorischen Mängeln ergeben können, noch ist aus juristischer Sicht derzeit von einer generellen Aberkennung der Seriosität der IU auszugehen. Die kommenden verwaltungsgerichtlichen Entscheidungen werden maßgeblich prägen, welche tatsächlichen Auswirkungen die Vorwürfe künftig im Aufenthaltsrecht entfalten.
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