Stand der Forschung zur Migration von Indien nach Deutschland (SWP Research Paper 2025/RP 04)
- Isabelle Manoli

- 4. Okt.
- 3 Min. Lesezeit

Die Migration von Indien nach Deutschland steht erneut im Fokus der migrationssoziologischen Forschung. Die Migration indischer Fachkräfte nach Deutschland hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Mehr als 280.000 Inderinnen und Inder leben mittlerweile in Deutschland – Tendenz steigend. Besonders in den sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sind indische Fachkräfte inzwischen unverzichtbar. Sie tragen dazu bei, den gravierenden Fachkräftemangel in Deutschland abzufedern. Auch für Studierende aus Indien wird Deutschland immer attraktiver: Über 50.000 indische Studierende sind derzeit an deutschen Hochschulen eingeschrieben – damit bilden sie die größte Gruppe internationaler Studierender. Für indische Fachkräfte und Studierende eröffnet sich damit eine historische Gelegenheit: Deutschland sucht aktiv nach qualifizierten Zuwanderern. Zugleich sind die rechtlichen Rahmenbedingungen in den letzten Jahren deutlich liberaler geworden – vor allem durch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz und das neue Punktesystem („Chancenkarte“), das seit 2024 gilt. Dennoch bleibt der Weg nach Deutschland oft komplex und erfordert eine gute Vorbereitung.
Das Migrationsabkommen zwischen Deutschland und Indien: Neue Dynamik in der Zusammenarbeit
Mit dem 2022 abgeschlossenen „Migration and Mobility Partnership Agreement“ (MMPA) haben Deutschland und Indien ein neues Kapitel ihrer Zusammenarbeit aufgeschlagen. Ziel ist es, die Migration sicherer, schneller und transparenter zu gestalten. Das Abkommen soll Visa-Verfahren beschleunigen, die Anerkennung von Qualifikationen vereinfachen und eine bessere Abstimmung zwischen den Behörden beider Länder ermöglichen. Wichtig ist: Das Abkommen schafft keine neuen Aufenthaltstitel, sondern verbessert die Umsetzung bestehender Regelungen. Ein Schwerpunkt liegt auf der praktischen Unterstützung sogenannter „selbstorganisierter Migration“ – also von Fachkräften, die eigenständig ein Jobangebot in Deutschland finden. Ergänzt wird das Abkommen durch die „Skilled Labour Strategy for India“ der Bundesregierung, die 2024 veröffentlicht wurde. Diese Strategie legt besonderen Wert auf Sprachförderung, Kooperationen mit indischen Bildungseinrichtungen und die Regulierung privater Vermittlungsagenturen.
Gerade letztere spielen in der Praxis eine entscheidende Rolle: Viele indische Bewerberinnen und Bewerber wenden sich an private Agenturen, um den Weg nach Deutschland zu finden. Doch nicht alle arbeiten seriös. Überhöhte Vermittlungsgebühren und mangelnde Transparenz sind verbreitet. Daher betonen die deutschen Behörden inzwischen stärker das Prinzip der „fairen Anwerbung“ – das bedeutet: Arbeitgeber in Deutschland müssen die Kosten der Vermittlung tragen, nicht die Migrantinnen und Migranten.
Chancen und Risiken: Worauf indische Fachkräfte achten sollten
Deutschland ist im internationalen Vergleich ein besonders attraktives Ziel für qualifizierte Einwanderung. Die Arbeitslosenquote unter indischen Staatsangehörigen liegt deutlich unter dem deutschen Durchschnitt, und die meisten arbeiten in gut bezahlten, qualifizierten Berufen. Dennoch gibt es Hürden: Viele kleinere deutsche Unternehmen sind noch unerfahren im Umgang mit internationalen Bewerberinnen und Bewerbern, und Diskriminierung bleibt in Einzelfällen ein Thema.
Auch für Studierende ist der Weg nicht immer einfach. Zwar locken deutsche Hochschulen mit niedrigen Studiengebühren und guten Berufsperspektiven, doch manche private Hochschulen und Agenturen nutzen die hohe Nachfrage aus. Studierende sollten daher genau prüfen, ob ihr Studiengang anerkannt ist und ob die vermittelnde Agentur seriös arbeitet.
Positiv ist: Deutschland baut seine Strukturen in Indien weiter aus – von Sprachkursen über digitale Visa-Verfahren bis hin zu verbesserten Informationsportalen wie Make it in Germany. Gleichzeitig eröffnet die Chancenkarte seit 2024 neue Wege für Fachkräfte, auch ohne konkretes Jobangebot zunächst nach Deutschland zu kommen, um vor Ort nach einer passenden Stelle zu suchen.
Fazit: Deutschland bleibt ein Zukunftsziel für indische Talente
Für viele indische Fachkräfte, Studierende und Auszubildende bleibt Deutschland eines der attraktivsten Zielländer weltweit. Das Land bietet stabile Beschäftigungsperspektiven, ein hohes Einkommen und die Möglichkeit, langfristig zu bleiben. Gleichzeitig sind die rechtlichen und administrativen Hürden dank neuer Abkommen und Reformen niedriger geworden. Wer den Schritt nach Deutschland plant, sollte sich frühzeitig informieren, Sprachkenntnisse aufbauen und nur mit seriösen Partnern zusammenarbeiten. Plattformen wie VISAGUARD helfen dabei, den richtigen Fachanwalt oder die passende rechtliche Unterstützung zu finden – insbesondere bei Fragen rund um Visa, Aufenthaltserlaubnis und Arbeitsmigration.



