Wirtschaft fordert mehr Zuwanderung nach der Westbalkanregelung
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Wirtschaft: Mehr Arbeitskräfte vom Westbalkan
Der Arbeitskräftemangel in Deutschland spitzt sich weiter zu – nicht nur in der Industrie oder im Handel, sondern besonders im Gastgewerbe. Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), bringt es auf den Punkt: „Die Arbeitskräfte dort wollen arbeiten, und wir brauchen sie, aber wir lassen sie nicht rein.“ Diese Aussage trifft den Kern eines Problems, das längst nicht mehr nur ein Thema für Brancheninsider ist. Immer mehr Unternehmen – darunter auch Großkonzerne wie die Deutsche Post und die Deutsche Bahn – fordern eine klare, bedarfsgerechte und unbürokratische Erwerbsmigration. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem eine Regelung, die bereits existiert: die sogenannte Westbalkanregelung.
Die Westbalkanregelung in der Praxis
Die Westbalkanregelung (§ 26 Abs. 2 BeschV) ermöglicht Staatsangehörigen aus sechs Nicht-EU-Staaten – Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien – den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt auch ohne formale Qualifikation, sofern ein konkretes Arbeitsplatzangebot und eine Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit vorliegen. Die Bundesagentur für Arbeit prüft, ob Lohn und Arbeitsbedingungen dem deutschen Standard entsprechen und vergibt dann die für die Terminbuchung notwendige Kundennummer. Die Regelung schützt damit den deutschen Arbeitsmarkt – und füllt gleichzeitig dringend benötigte Stellen.
Politische Debatte: Ideologie statt Realität?
Trotz dieser klaren und vorteilhaften Mechanismen hat die Bundesregierung angekündigt, die jährliche Höchstzahl der zustimmungsfähigen Anträge über die Westbalkanregelung ab 2026 wieder auf 25.000 zu senken – nachdem sie erst im Juni 2024 auf 50.000 erhöht worden war. Ein Schritt, der aus Sicht vieler Praktiker – wie Thomas Geppert – rein ideologisch begründet ist. Auch andere Akteure zeigten sich in der Vergangenheit eher zurückhaltend, wenn auch nicht komplett ablehnend gegenüber einer maßvollen Weiterentwicklung der Westbalkanregelung. Eine grundsätzliche Mehrheit für eine effektive Fortsetzung der Westbalkanregelung scheint derzeit dennoch zu fehlen.
Arbeitgeber wollen legale Migration – warum wird sie blockiert?
Was auffällt: Die lautesten Befürworter der Westbalkanregelung sind nicht NGOs oder Wissenschaftler, sondern Arbeitgeber. Die Deutsche Post, die Deutsche Bahn, zahlreiche Mittelständler und Gastwirte sagen offen: „Wir finden niemanden – und wollen diese Menschen beschäftigen.“ Für viele Arbeitsplätze, etwa im Lager, in der Küche, beim Housekeeping oder auf dem Bau, ist keine akademische Qualifikation erforderlich. Was zählt, ist Motivation, Verlässlichkeit – und ein rechtskonformer Rahmen. Genau diesen schafft die Westbalkanregelung. Warum also Hürden aufbauen, statt sie abzubauen?
Fazit: Keine Einwanderung ohne Arbeitsplätze – aber auch keine Besetzung ohne Einwanderung
Die Westbalkanregelung ist kein Einwanderungsprivileg, sondern ein Instrument der Steuerung. Sie lässt nur jene Menschen nach Deutschland kommen, für die ein konkreter Arbeitsplatz vorliegt – mit einem ordentlichen Arbeitsvertrag. Sie schützt vor Ausbeutung und garantiert faire Bedingungen. Sie ist damit ein Paradebeispiel für funktionierende Erwerbsmigration. Deutschland kann es sich nicht leisten, willige und benötigte Arbeitskräfte abzuweisen. Wer in Zeiten des demografischen Wandels, wachsender Fachkräfteengpässe und überlasteter Betriebe an ideologischen Kontingenten festhält, gefährdet nicht nur Branchen, sondern die wirtschaftliche Stabilität unseres Landes.