Migrationsexperten kritisieren neue Work-and-Stay-Agentur deutlich
- Mirko Vorreuter, LL.B.
- vor 7 Tagen
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Es klang nach einer großen Idee: Mit der neuen „Work-and-Stay-Agentur“ will die Bundesregierung endlich Ordnung in das Chaos der Fachkräfteeinwanderung bringen. Zentral, digital, effizient – so das Versprechen. In Wirklichkeit sorgt das Projekt bei den Menschen, die sich täglich mit dem Einwanderungsrecht beschäftigen, vor allem für Kopfschütteln. Denn aus Sicht der Migrationsexperten in Deutschland ist die Work-and-Stay-Agentur nichts anderes als der nächste Versuch, bürokratisches Versagen hinter schönen Schlagworten zu verstecken.
Ein neuer Name, dieselben Probleme
„Wir gründen eine staatliche Agentur, verteilen die Aufgaben auf hundert Unterbehörden – und das soll die Lösung sein?“ Diese Ironie bringt die Stimmung vieler Fachleute auf den Punkt. Was hier passiert, ist typisch für eine Politik, die lieber neue Strukturen schafft, als alte Missstände wirklich zu beheben. Die eigentlichen Probleme – überlastete Ausländerbehörden, zu viel Ermessensspielraum, fehlende Digitalisierung – bleiben bestehen. Die Work-and-Stay-Agentur soll zwar zentralisieren, digitalisieren und beschleunigen. Doch was fehlt, ist das Entscheidende: ein Mentalitätswandel in den Behörden. Solange dort die Frage lautet „Wie lehnen wir das ab?“ statt „Wie kriegen wir das genehmigt?“, hilft auch die schönste Plattform nichts.
Eine „Landing Page“ statt echter Reform
Der Vorstand der Corporate Immigration Lawyers Germany (CILG), einem Zusammenschluss führender Anwältinnen und Anwälte im Migrationsrecht, hat sich in einem Positionspapier klar gegen die Pläne des Arbeitsministeriums (BMAS) gestellt. Das Urteil fällt vernichtend aus: „Zentral, digital und funktionsfähig – dazu braucht es eine Reorganisation der Zuständigkeiten, keine Landing Page in einem Agenturmodell.“ Statt echter Reformen droht die Work-and-Stay-Agentur also zu einer digitalen Fassade zu werden, hinter der sich dieselben Zuständigkeitswirrwarrs wie bisher verbergen.
Gefährliches Behörden-Pingpong
Noch schlimmer: Viele Fachleute befürchten, dass die neue Agentur am Ende sogar mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Wenn Kommunen sich zurücklehnen, weil „ja jetzt die Agentur zuständig ist“, bricht das System endgültig zusammen. Schon heute sind die Verfahren unberechenbar, Termine an Botschaften rar und Anerkennungsverfahren quälend langsam. Die Folge wäre eine doppelte Katastrophe: Fachkräfte, die endlich kommen wollen, hängen in Warteschleifen fest, Unternehmen, die dringend Personal suchen, verlieren weiter Zeit – und Geld. Statt endlich echte Hürden abzubauen, setzt die Bundesregierung hier auf Symbolpolitik. Eine „Agentur“, die weder Entscheidungsbefugnisse noch personelle Stärke hat, ist nichts anderes als eine Verwaltungsattrappe – ein Feigenblatt für politische Handlungsunfähigkeit.
Fazit: Eine Agentur des Scheins
Die Work-and-Stay-Agentur wird keine Fachkräfte nach Deutschland holen, sondern vermutlich das gleiche Schicksal wie das sogenannte beschleunigte Fachkräfteverfahren erleiden. Sie wird sie eher vertreiben – mit falschen Erwartungen, bürokratischen Hürden und einem digitalen Schleier über alten Problemen. Was Deutschland bräuchte, ist Mut zur Vereinfachung, nicht zur Umverpackung. Bis dahin bleibt die Work-and-Stay-Agentur das, was sie ist: Ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte deutscher Bürokratie-Illusionen.